DenkRaum Moderne
Die Produkte der drei vorbereitenden Projektmodule wurden schließlich in der Ausstellung „DenkRaum Moderne“, die am 3. und 4. September 2011 im Ortwiger „Institut für Geschichten“ stattfand, zusammengeführt. Jeder der Ausstellungsräume wurde jeweils zum Gegenstand einer kurzen Veranstaltung mit einer Einführung, der Gelegenheit zum eigenen Erkunden und einer Diskussion.
In einem ersten Ausstellungsraum, dem WortRaum, wurden die Fragebögen mit den gesammelten Reaktionen auf Fragen zu Heimat, Geschichte und Moderne präsentiert. Die Besucher_innen der Ausstellung wurden durch die Möglichkeit, weitere Fragebögen auszufüllen und ihre eigenen Gedanken niederzuschreiben, dazu animiert, die Ausstellung ständig zu erweitern. Auf diese Weise entstand ein verschriftlichter Dialog mit früheren Beiträger_innen zu der Sammlung, in den auch weitere Perspektiven von teils weit angereisten Gästen aus anderen Kontexten eingebracht werden konnten.
In einem zweiten Ausstellungsraum, dem ModellRaum zeigten Alexandra Karrasch und Detlef Mallwitz eigene Arbeiten, mit denen sie die Gedanken der Teilnehmer_innen des ModellRaum-Workshops aufgriffen. Mit geometrisch-räumlichen Figuren setzte sich Detlef Mallwitz mit Fragen der Zeitlichkeit und Transformation auseinander, während die Objekte Alexandra Karraschs, gearbeitet aus Draht, das Verhältnis von Linearität, Fläche und Raum, von Einschließen, Ausschließen und Umschließen erkundeten.
Den dritten Raum, den BildRaum, hatten die Teilnehmer_innen der Jugendbegegnung gemeinsam gestaltet. Zum einen wurden hier die Photographien aus dem vorbereitenden Workshop aus Berlin-Neukölln traditionell im Druck präsentiert, zum anderen wurden die im Rahmen der Begegnung am 3. September entstandenen, gesichteten und aufbereiteten Photographien in einer thematisch-narrativen Abfolge zusammengestellt und projiziert. Dabei wurden die Spuren von Modernisierungsprozessen und die Kontraste und Widersprüche, die diese Prozesse hervorbrachten, über verschiedene Themenfelder wie etwa „Wasser“, „Mobilität“ oder „Technik“ verfolgt. Die Teilnehmer_innen kamen in der Veranstaltung zum BildRaum selbst zu Wort und stellten den Ausstellungsbesucher_innen die Konzeption ihrer Photoreihe vor und erläuterten die einzelnen Bilder. Über die Präsentation kamen die Teilnehmer_innen der Begegnung schnell ins Gespräch mit den Ausstellungsgästen. Dabei standen vor allem Fragen zur offenkundigen Fremdheitserfahrung und ihrer Bewertung im Mittelpunkt. So wurden beide Seiten in ihren Perspektiven und Bewertungen auf ihr Eigenes und das Fremde produktiv verunsichert und die Möglichkeit einer Neubewertung geschaffen. Im Nachgespräch zeigte sich, dass gerade die Gruppe aus Neukölln, dasjenige, was sie in Ortwig noch während der Diskussion stark negativ werteten – die vermeintlich öde Ruhe, die Weitläufigkeit, das geringere Angebot an (sozialem) Konsum wie Kinos und Diskotheken, Läden und Restaurants oder auch Jugendklubs und Sporteinrichtungen – als befreienden und aktivierenden Freiraum positiv werteten.