Thesen zur Partizipationsförderung in Brandenburg

  
1.Eine positive Tradition der Jugendpartizipation vergleichbar mit Westdeutschland gibt es in Brandenburg kaum, was auf u.a. historische Gründe zurückzuführen ist. Jugendliche engagieren sich, wenn sie adäquate Unterstützung erhalten. In den neuen Bundesländern gibt es hierbei mehr Bedarf im Hinblick auf die Quantität, Qualität und Intensität der Angebote. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Hemmschwellen für Partizipation und Engagement insgesamt höher liegen.
2.Jugendliche enagagieren sich vorzugsweise in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld. Partizipation muß greifbar sein. Ein geeigneter Kontext zur Förderung der Jugendpartizipation ist hierbei die schulische Mitwirkung.
3.Viele Schüler/-innen, die sich in Schülervertretungen engagieren, haben oft nicht das Gefühl, dass kritische Mitwirkung an ihrer Schule gewünscht ist. Auch LSR-Vertreter beurteilen ihre Möglichkeiten eher negativ. Die anfängliche Motivation der Mitwirkenden schwindet oft schnell. Als Partizipationshemmnisse sehen viele Schüler/-innen das Problem des Desinteresses vieler Mitschüler/-innen sowie die oft partizipations-hemmende oder -brechende und eben nicht -fördernde Haltung von vielen Lehrer/-innen und Erwachsenen.
4.Die Haltung von Lehrer/-innen nimmt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung schulischer Partizipation ein: Schülervertretungen werden entweder ignoriert oder als „Kader" betrachtet. In Gesprächen mit Schülersprecher/-innen wurde gezielt nachgefragt, wie diese zu ihrem Engagement motiviert wurden. Die meisten wurden von ihrem Schulleiter gefragt und zur Kandidatur aufgefordert. Oft scheinen sich Schulleitungen ihnen genehme Schülervertreter auszusuchen, mit denen sie dann gemeinsam für die Schule und deren Profilierung arbeiten können. Kritische Mitwirkung und Interessenvertretung scheint dagegen selten gewünscht zu sein. Projekte zur Förderung von Jugendpartizipation sollten auch auf Seiten der Erwachsenen ansetzen.
5.Kompetenzorientierte Partizipationstrainings können die Motivation der partizipierenden Jugendlichen und Qualität ihres Engagements fördern, indem sie Möglichkeiten, Grenzen und Wege von Partizipation aufzeigen und reflektieren. Partizipationsseminare zeigen dementsprechende Wirkung, stärken oder wecken darüberhinaus zum Teil weitergehendes politisches Interesse.
6.Teilnehmer/-innen heben das Treffen ähnlich gesinnter und interessierter Jugendlicher als besonders positiven Aspekt von Seminarveranstaltungen hervor. Entsprechende Projekte politischer Bildung können Alternativen zu einem als oft frustrierend und desinteressiert wahrgenommenen Umfeld aufzeigen und ein Gefühl für Sinn und Möglichkeiten von Engagement stärken. Diese Förderung des Selbstwirksamkeitsgefühls im sozialen Zusammenhang ist in den neuen Bundesländern auch angesichts der Problematik rechtsextremistischer Jugendkulturen besonders wichtig.